Kapitel 11: Währungen der Commons

Alles Geld ist Glaubenssache.

(Adam Smith)

Wir leben auf einem von Natur aus reichen Planeten, Quelle der lebenserhaltenden Geschenke für uns alle. Wie im Kapitel 4 festgestellt, hat kein Mensch die Reichtümer unseres Planeten – Erde, Wasser, Luft, Mineralien und das Genom – geschaffen, also sollten sie auch niemandes Eigentum sein, sondern gemeinschaftlich für alle Wesen gehütet und verwaltet werden. Dasselbe gilt für die Gesamtheit unserer technologischen und kulturellen Errungenschaften, das Erbe unserer Ahnen, eine Quelle von Reichtum, den kein lebender Mensch mehr verdient, als jeder andere.

Aber wie geht man mit dieser Erkenntnis um? Diese Tatsachen stehen in einer Reihe mit der marxistischen und anarchistischen Eigentumskritik, aber die marxistische Lösung – kollektives Eigentum an den Produktionsmitteln, die vom Staat verwaltet werden – reicht nicht weit genug. Sie rührt auch nicht an das eigentliche Problem.1 Das eigentliche Problem ist, dass in beiden, den kommunistischen und den konzernkapitalistischen Systemen eine Machtelite die Entscheidung trifft, wie der Reichtum einer Gesellschaft zu verteilen ist, und die davon profitiert. Die Anerkennung von Eigentum – kollektivem oder privatem – wird in beiden Fällen verwendet, um die Zuteilung von Vermögen und Macht zu rechtfertigen und zu vermitteln.

Die Metamorphose der Wirtschaft, die sich in unserer Zeit ankündigt, wird tiefer gehen als die marxistische Revolution, weil die Geschichte von den Menschen, auf der sie beruht, nicht bloß eine neue Erzählung über das Eigentum sein wird. Die neue Geschichte wird von der Erkenntnis ausgehen, dass Eigentum selbst fiktiv ist und auf Übereinkünften beruht. Was ist Eigentum denn anderes als eine soziale Übereinkunft darüber, dass eine bestimmte Person gewisse Rechte hat, etwas auf bestimmte, vorgegebene Art und Weise zu nutzen? Eigentum zu sein ist keine objektive Eigenschaft von Dingen. Es zu verdinglichen, es zu etwas Natürlichem zu machen, wie das die kapitalistische und die kommunistische Theorie tun, heißt, uns unbewusst zu Sklaven jener Geschichte zu machen, die dafür den Rahmen bildet. Ich denke nicht, dass die Theorie einer heiligen Wirtschaft davon ausgehen kann, dass Eigentum eine Naturgegebenheit ist, weil diese Vorstellung auf einer Weltsicht, einer Geschichte vom Selbst und von der Welt beruht, die nicht oder nicht mehr wahr ist: der Geschichte vom getrennten und eigenständigen Selbst in einem objektiven Universum. Also statt zu fordern, wie es vielleicht ein Marxist täte, dass das natürliche und kulturelle Erbe kollektives Eigentum sein soll, lasst uns damit aufhören, das Konzept von Eigentum auf diese Dinge überhaupt anzuwenden. Denken wir statt dessen darüber nach, wie der Wert dieser Dinge auf gerechte, kreative und schöne Weise Teil eines Wirtschaftssystems werden könnte.

Heute haben nur jene Zugang zu Geld über Kredit, die den Geltungsbereich von Waren und Dienstleistungen am ehesten ausweiten. In einer heiligen Ökonomie wird Geld bekommen, wer dazu beiträgt, dass die Welt schöner wird. Mag sein, dass wir uns nicht darüber einig sind, wie diese Welt im Detail aussehen soll, aber es zeichnen sich in unserer Zeit viele gemeinsame Werte ab. Bei meinen Begegnungen mit Menschen aus allen politischen Lagern konnte ich erfreut feststellen, dass es eine praktisch universelle Wertschätzung für Gemeinschaft, Natur und Schöne in den Bereichen der Kultur gibt. Die politische Sprache verschleiert diese Gemeinsamkeiten, indem sie mitten durch das uns verbindende Menschsein Trennlinien zieht. Aber die Währung der heiligen Ökonomie wird rund um diese gemeinsamen Werte entstehen.

Wenn ich in diesem Kapitel von “Regierung” spreche, meine ich nur die währungsemittierende Instanz. Der Leser möge im Hinterkopf behalten, dass sich Regierungen, wie alle unsere heutigen Institutionen, in den kommenden Jahren drastisch ändern werden. Ich stelle mir vor, dass sich der politische Wille am Ende selbstorganisiert, dezentralisiert, emergent, unmittelbar (engl.: peer-to-peer, Anm. d. Ü.) und unter Rücksichtnahme auf die ökologischen Auswirkungen zum Ausdruck bringen wird. Parallel dazu stelle ich mir ein Ökosystem des Geldes vor, ein ökonomisches System aus vielen komplementären Formen von Kreisläufen und von Austausch. Dazu werden auch neue Formen des Gebens gehören, die die Arbeit vom Zwang befreien, und allen das Lebensnotwendige garantieren.

Welche Form sie auch immer annehmen mag, eine Hauptaufgabe der Regierung (vielleicht die zentrale Aufgabe einer Regierung) ist die Verwaltung der Commons. Die Commons umfassen die Erdoberfläche, die Mineralien unter der Erde, die über- und unterirdischen Wasservorräte, den fruchtbaren Boden, das elektromagnetische Spektrum, das planetarische Genom, die Lebewesen in lokalen und globalen Ökosystemen, die Atmosphäre, das gesamte jahrhundertealte Wissen der Menschheit, die Technologie und die künstlerischen, musikalischen und literarischen Schätze unserer Vorfahren. Wie Sozialreformer seit mehr als zweitausend Jahren feststellen, kann kein einzelner Mensch einen rechtmäßigen Anspruch auf irgendetwas davon erheben.

Früher hätte ich vielleicht gesagt, dass es die Aufgabe der Regierung sei, diese Schätze zum Wohl aller Menschen zu verwalten. Das ist ein guter Anfang, aber heute, wo die Erde unsere Geliebte wird, sage ich statt dessen, dass die Regierung unsere kollektive Fürsorge für diese Schätze verkörpern soll – im Namen der Erde selbst, deren neuestes Organ die Menschheit ist. Wir können die Menschheit nicht mehr als eine weitere Lebensform auf dem Planeten betrachten, weil wir, wie keine andere Lebensform vor uns, die Macht haben, den Planeten zu verändern oder gar zu zerstören.

Was könnte eine bessere Basis für ein Geldsystem – die Geschichte vom Wert – sein als diese Dinge, die so kostbar, so heilig, so wertvoll sind? Dementsprechend wird ein Teil des Geldes durch eben diese Dinge, deren kollektive Verwalter und Hüter wir sind, „gedeckt“ sein. So könnte es funktionieren: Erst fassen wir einen gemeinsamen, politisch vermittelten Beschluss darüber, was das rechte Maß ist, wie viel von der Natur wir für menschliche Zwecke verwenden wollen: wie viel aus den Meeren, wie viel aus dem Boden, wie viel vom Wasser, wie viel von der Fähigkeit der Atmosphäre, Emissionen zu absorbieren und zu transformieren, wie viel von der Fähigkeit der Erde, die Narben des Rohstoffabbaus zu verkraften, wie viel vom Geschenk der fossilen Brennstoffe, der Erze und der anderen Reichtümer, und wie viel Stille auf der Erde wir dem Maschinenlärm preisgeben, wie viel dunklen Nachthimmel wir für die Beleuchtung der Städte opfern. Diese Entscheidungen erfordern oft ein wissenschaftliches Verständnis, aber genauso oft beinhalten sie auch Werturteile. Beides soll einfließen in unsere Übereinkunft darüber, wie viel natürliches Kapital wir verbrauchen wollen.

Eine solche Entscheidung hat die Welt noch nicht gesehen. Heute ist es zwar so, dass die Regierungen über Regulierungen und Steuern den Verbrauch bestimmter Teileaspekte der Commons beenden oder verlangsamen, aber nie haben wir uns gemeinsam die Frage gestellt: “Wie viel ist genug?” Dörfer schützten früher ihre Gemeingüter durch Traditionen, Bräuche und sozialen Druck (die “Tragik der Allmende” ist großteils ein Mythos2), aber im großen Maßstab der heutigen Gesellschaft müssen wir einen politischen Prozess in Gang bringen, um einen Konsens zu erreichen und umzusetzen. Dieser Prozess würde sowohl den wissenschaftlichen Konsens darüber berücksichtigen, welche Nutzung der Commons tragbar ist, als auch den gesellschaftlichen Konsens, beispielsweise über die relative Wichtigkeit von einem Verbrennungsmotor, der Arbeitskraft spart, im Verhältnis zur Freude über einen stillen Herbsttag.

Wenn wir entschieden haben, wie viel der jeweiligen Commons für die Nutzung zur Verfügung stehen sollen, können wir ein Geld ausgeben, das durch sie “gedeckt” ist. Zum Beispiel könnten wir entscheiden, dass die Atmosphäre insgesamt zwei Millionen Tonnen Schwefeldioxid pro Jahr verkraften kann. Dann können wir die Emissionsrechte darauf zur Deckung einer Währung verwenden. Das gilt auch für alle anderen Commons. Das Ergebnis wäre eine lange Liste, auf der alle Arten von Commons enthalten sind, deren wirtschaftliche Nutzung wir vereinbart haben. Sie könnte in etwa so aussehen:

Unser Geld bezieht seinen Wert aus dem Recht, jährlich in der Nordsee 20 000 Tonnen Kabeljau zu fangen, dem Recht, dem Oberrhein-Aquifer 0,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr zu entnehmen, dem Recht, jährlich in Europa 2 Milliarden Tonnen CO2 zu emittieren, dem Recht, zwei Milliarden Barrel Rohöl aus der Erde zu pumpen, der Nutzung der X-Mikrohertz Frequenz des elektromagnetischen Spektrums…

Wie kann das in der Praxis umgesetzt werden? Eine Möglichkeit wäre, dass die Regierung einfach Geld druckt, und es in die Wirtschaft entlässt, so wie Regierungen heute Steuereinkünfte ausgeben. Das Geld würde durch die Wirtschaft zirkulieren und schließlich zurück an die Regierung fließen, wenn Produzenten es gegen die Güter, die als Deckung dienten, einlösen. Das könnte über Auktionen passieren, oder man könnte relative Preise für die Deckung im Voraus festlegen, und sie dann jedes Jahr an die Preise auf dem sekundären Markt anpassen. So oder so würde das Einlösen von Geld gegen das, was das Geld deckt, wie eine Steuer auf Ressourcen und Verschmutzung funktionieren.

Sehen wir uns anhand eines konkreten Beispiels an, wie das gehen könnte. Eine lokale Regierung bezahlt die Gehälter von Polizei, Feuerwehr und der lokalen Truppe für ökologische Sanierung. Eine von ihnen gibt ihr Gehalt für Nahrung, Elektrizität und ein neues Getriebe für ihr Auto aus. Das Essen kommt von einem lokalen Bauernhof, der einen Teil des Geldes dafür ausgibt, jährlich eine Million Liter Wasser aus dem lokalen Grundwasservorrat zu pumpen. Diese Zahlung geht an die lokale Regierung, die diesen Teil der Commons verwaltet.

Was sie vo ihrem Gehalt für das Getriebe bezahlt, geht indessen an eine Fabrik anderswo, die mit einem Teil davon die Verschmutzungsrechte bezahlt, die sie für ihren Betrieb braucht. Diese Kosten sind im Preis für das Getriebe inbegriffen, ebenso wie die Verschmutzungsrechte für den Treibstoff, der für den Transport notwendig war, die Mineralrechte für das Eisenerz, um den Stahl zu produzieren und so weiter. Diese Zahlungen erfolgen an verschiedene Hüter der Commons; manche sind lokal, andere regional, wieder andere national oder global. Jede Fabrik, die eine Möglichkeit findet, weniger Commons zu verbrauchen (zum Beispiel indem sie weniger Verschmutzung verursacht oder wiederverwertetes Metall von Schrottplätzen verwendet), wird ihre Kosten verringern können und höheren Profit erwirtschaften. So wird Profitstreben vom Feind zum Verbündeten unseres Wunsches, die Erde zu heilen.

Es sei an das Prinzip erinnert, dass jede Ware, die wir als Geld benutzen, automatisch wertvoll wird, und wir mehr davon haben wollen. In Gesellschaften, in denen Vieh Geld ist, halten Menschen Herden, die größer sind, als es notwendig wäre. Wenn wir, wie manche vorschlagen, Öl oder Energie zur Deckung der Währung verwenden, dann werden wir versuchen, mehr Öl zu produzieren und zu horten. Aber was, wenn wir unsere Währung mit Öl decken, das noch in der Erde lagert, mit Gold, das noch unter dem Berg liegt, und mit unberührten Wäldern? Ein alternativer Weg zu ebendiesem Ziel wäre, dass die Regierung Kreditgeld erzeugt, indem sie es von der Zentralbank zu 0% Zinsen kauft und die Kredite mit Geld zurückzahlt, das aus dem Verkauf der Commons stammt, die sie verwaltet. Die Regierung könnte auch Anleihen an Investoren ausgeben, und die Zentralbank könnte Geldpolitik betreiben, wie sie es heute tut, indem sie diese Anleihen in unterschiedlichem Ausmaß auf dem freien Markt kauft und verkauft. Entscheidend ist, dass diese Anleihen keine (oder negative) Zinsen tragen, eine Möglichkeit, die ich in den zwei folgenden Kapiteln diskutieren werde. Andernfalls müssten fortwährend steigende Anteile der Commons in Anspruch genommen werden.

So oder so hätten die Produzenten einen finanziellen Anreiz, ihren Bedarf an Commons zu verringern. Heute gibt es keine solchen Anreize, oder falls doch, dann sind sie zufällig entstanden. Dieses System würde die sozialen und ökologischen Kosten vollständig internalisieren. Wenn heute ein Bergbauunternehmen ein Grundwasservorkommen aufbraucht, oder eine Flotte von Schleppnetzschiffen Fischbestände dezimiert, scheinendie Kosten für die Gesellschaft und den Planeten nicht in der Bilanz des Unternehmers auf. Mit diesem System wäre das nicht mehr so. Weil die Kosten an nachgelagerte Unternehmen und schließlich an die Konsumenten weitergegeben würden, stünden diese nicht mehr vor dem Dilemma, dass die billigsten Produkte jene sind, die den größten gesellschaftlichen und ökologischen Schaden anrichten, während fair gehandelte und umweltfreundliche Produkte viel teurer sind. Statt dessen wären Produkte billiger, bei deren Herstellung Luftverschmutzung vermieden wurde, weil die Verschmutzungsrechte eine Menge Geld kosten. Je größer der Verbrauch an natürlichen Commons für die Produktion, umso teurer wären die jeweiligen Produkte.

Manche möchten einwenden, dass dieses System eine umfangreiche Bürokratie und viel Papierarbeit erfordert, weil entlang der Produktionskette jede Art von Verschmutzung und alle sozialen Kosten dokumentiert werden müssen. Meine Antwort darauf ist zweifach: Erstens stellt dieses System eine neue Haltung gegenüber der Umwelt dar. Wir wollen wissen, welche Folgen unser Handeln für andere Wesen hat und die Verantwortung dafür tragen. Man schaue sich nur an, was auf der Erde passiert, wenn wir das Risiko von Ölkatastrophen und nuklearen Unfällen ignorieren. Zunehmend möchten wir wissen, was wir tun, wir möchten alle Auswirkungen unserer Handlungen kennen, und wir möchten die Verantwortung für sie übernehmen. Für das Selbst in Verbundenheit ist diese Haltung ganz selbstverständlich: “Was ich dem anderen antue, das füge ich mir selbst zu.”

Zweitens ist mein Vorschlag sogar weniger aufwendig als das heutige komplizierte und unökonomische System von Regulierungen, das Umweltverantwortung und finanziellen Profit in Konkurrenz zueinander setzt. Aus Sicht des Verbrauchers ist es nichts anderes als eine Verlagerung der Besteuerung weg von Verkäufen und Einkommen hin zu Rohstoffen und zur Umweltverschmutzung. Private Erzeuger müssten für Dinge bezahlen, die jetzt – zumindest für sie – “gratis” sind. Man könnte das als eine Form von indirekter Besteuerung betrachten, aber eine andere Sicht darauf könnte sein, dass die Produzenten einfach für das bezahlen, was sie sich von den Commons nehmen, für das, was sie sich von uns allen nehmen. Das ist nur gerecht. Wir könnten sagen, dass eine solche Besteuerung einfach die Umsetzung des Prinzips ist, dass jene, die von der größeren Gemeinschaft des Lebendigen profitieren, auch zu dieser größeren Gemeinschaft des Lebendigen beitragen sollen. Wer sich der Commons bedient, muss in gleichem Maß zum Gemeinwohl beitragen.

Die Art von Steuern, die Methoden, mit denen heute Beiträge für das Gemeinwohl erhoben werden, sind beinahe das Gegenteil dessen, was wir in unserer Welt schaffen wollen. Wir können von den Commons (die keiner besitzen sollte) nehmen, ohne dafür zu bezahlen. Aber das, von dem man sagen kann, dass wir es besitzen (unsere eigene Arbeitskraft), unterliegt einer Besteuerung (der Einkommenssteuer). Wir werden gezwungen, eine Steuer auf das Zirkulieren von Gütern (eine Umsatzsteuer) zu bezahlen; keine Steuer gibt es indes auf die Akkumulation von Reichtum, der nicht für den Austausch verwendet wird. Es läuft bei uns verkehrt herum. Das Geldsystem, das ich in diesem Kapitel beschreibe, dreht die Einkommenssteuer um und verlagert die Steuern weg von dem, was wir verdienen, hin zu dem, was wir uns nehmen. Im nächsten Kapitel wird eine ähnliche Umkehrung für die Umsatzsteuer beschrieben, wodurch die Kosten weg von den Ausgaben und hin zum Horten verschoben werden.

Obwohl ich in einem politisch linken Umfeld sozialisiert wurde, wo man Einkommenssteuern damit rechtfertigt, dass dadurch die Steuerlast auf jene verlagert wird, die am ehesten im Stand sind zu bezahlen, war ich immer empört über die Einkommenssteuer. Sie erscheint doch ungerecht. Warum sollten die produktivsten oder am härtesten arbeitenden Leute mehr bezahlen? Es ist doch viel sinnvoller, wenn die Menschen für das bezahlen, was sie sich tatsächlich nehmen.

Für Leser, die mit unorthodoxen Wirtschaftstheorien weniger vertraut sind, möchte ich betonen, dass sich dieser Vorschlag in einen ansehnlichen historischen Kontext einfügt. Er ist eine Synthese aus mehreren Bausteinen. Die Idee, Steuern auf Verschmutzung und Ressourcenverbrauch zu verlagern, wurde im frühen zwanzigsten Jahrhundert von Arthur Cecil Pigou formuliert und von Menschen wie Herman Daly und Paul Hawken sowie zahlreichen Umweltschützern weiterentwickelt. Die Idee, dass Profit nicht mehr durch die Aneignung von Commons gemacht werden soll, geht auf die von Henry George grundgelegte Tradition zurück, die ich im Kapitel 4 besprochen habe.3 Zahlreiche Theoretiker aus jüngerer Zeit haben vorgeschlagen, die Währung mit Energie und anderen Ressourcen zu decken (meines Wissens gab es aber noch nicht die Überlegung, sie mit Energie und Ressourcen zu decken, die noch nicht erschlossen sind). Was ich in diesem Kapitel beschreibe, ist die natürliche Weiterentwicklung der Ideen von Henry George und Silvio Gesell für das ökologische Zeitalter, die fest auf zwei oder drei konvergierenden Denktraditionen gründet.

Das wichtigste unter den Commons ist zweifellos das Land selbst, worauf sich die ursprüngliche Kritik am Eigentum bezog. Die aus dieser Kritik erwachsenen Vorschläge von George und Gesell fügen sich nahtlos in das Geldsystem ein, das ich beschrieben habe. Denn was ist die Einheitssteuer von George Anderes als eine Gebühr für das Recht, Commons (in diesem Fall Land) zu nutzen? Diese Steuer, die sich auf den Eigenwert von Land, unabhängig von der Erschließung4 bezieht, könnte auch die Form einer Pacht oder Gebühr für das Nutzungsrecht annehmen. Weil die Erschließung und Bebauung von Land offensichtlich immobil ist und oft Jahre oder Jahrzehnte dauert, hätten die Pächter das Vorzugsrecht bei der Pachtverlängerung. Es gibt viele Vorschläge für eine graduelle und sanfte Wiederaneignung von Land als einem öffentlichen Gemeingut. Man muss bestehenden Grundbesitz nicht gleich enteignen, es genügt, sich nach dem Prinzip zu orientieren, dass die Erde jedem gehört.5 Es soll also keinem erlaubt sein, finanziell vom Grundbesitz zu profitieren.

Das gilt genauso für das elektromagnetische Spektrum, die Mineralien unter der Erde, das Genom und den Fundus an menschlichem Wissen. Das alles sollte verpachtet aber nicht besessen werden können, und die Erträge sollten an die Öffentlichkeit fließen. Vermutlich wären jene, die diese Ressourcen am besten nutzen, am meisten daran interessiert, sie zu pachten. Es bestünde immer noch ein Spielraum für den Unternehmergeist – sogar mehr noch als heute, weil dann der Zugang zu Ressourcen nicht darauf beruht, dass man zuerst einmal an Eigentum herankommen muss, sondern weil es auf die erfolgreichste Nutzung ankommt. Profit nach dem Prinzip “weil ich besitze aber du nicht” gäbe es nicht mehr.

Die oben beschriebene Vorgangsweise zur Geldschöpfung mag den Eindruck vermittelt haben, dass die Emission vornehmlich der Bundesregierung obliegen sollte. So stelle ich mir das aber nicht vor. Viele Commons, auf denen das Geld basieren wird, werden am besten auf bioregionaler Ebene verwaltet. Zum Beispiel richten viele Arten von Umweltverschmutzung die verheerendsten Schäden in lokalen Ökosystemen an und wirken nur indirekt auf den Planeten als Ganzes. Es nützt wenig, die globalen Emissionswerte für Ozon zu begrenzen, wenn diese Werte regional überschritten werden und Menschen und Bäume Schaden nehmen. Daher könnten einzelne Bundesländer oder vielleicht sogar noch kleinere politische Einheiten eine Währung herausgeben, die durch Ozon-Emissionsrechte gedeckt ist. In manchen Fällen, wenn es zu einer Überlappung zwischen lokalen und globalen Effekten kommt, könnten zwei verschiedene Lizenzen für dieselbe Schadstoffemission erforderlich sein.

Das wichtigste der Commons, das Land, ist an sich auch ein lokales Gemeingut – ja es ist sogar die Grundlage für die Definition des Begriffs “lokal”6. Überhaupt bringt ein Geld, das sich auf die Commons gründet, eine Dezentralisierung und Regionalisierung der finanziellen und letztlich der politischen Macht mit sich. Natürlich gibt es einige Commons und manche Vorhaben, die den ganzen Planeten miteinbeziehen. Für diese Fälle braucht es zwangsläufig eine Macht auf globaler Ebene, die in der Lage ist, unser Tun zu koordinieren, wahrscheinlich mit Hilfe von Geld. Aber globale oder nationale Regierungen sollten nicht über Commons entscheiden, die von Natur aus regional oder lokal sind. Weil viele Commons – Land, Einzugsgebiete von Wasserläufen, Mineralien, manche Fischereigebiete und die Fähigkeit des Ökosystems, verschiedene Arten von Verschmutzung zu absorbieren – lokal sind, bedeutet das von mir beschriebene Geldsystem zugleich auch einer Verlagerung der politischen Macht weg von der zentralen hin zu lokale Regierungen. Letztere werden die Macht haben, Geld zu emittieren, das durch echten Reichtum gedeckt ist.

Bisher habe ich beschrieben, wie nationale oder regionale Regierungen Geld emittieren könnten, das auf natürlichem Reichtum basiert, den sie treuhänderisch für das Gemeinwesen, die Menschheit und die Erde verwalten. Aber nicht jede Quelle von Reichtum entstammt den kollektiven Commons. Kritiker des Eigentums bis zurück zu den frühen christlichen Kirchenvätern erkannten an, dass ein Mensch zumindest seine eigene Zeit, seine Arbeitskraft und sein Leben besitzt. Schließlich wurden wir mit nichts anderem geboren und werden nicht einmal damit ins Grab zurückkehren. Wenn wir überhaupt etwas besitzen, dann unser Leben. Sollten daher nicht auch einzelne Menschen Geld emittieren oder Kredite erhalten können, die durch ihre eigenen produktiven Kräfte “gedeckt” sind?

Gut, wir machen das schon heute, wenn Privatunternehmen und Einzelne Geld über Bankkredite erzeugen. Ob wir nun unser Leben “besitzen” oder nicht, – wir sind zweifellos die Verwalter unserer Zeit, Energie und der kreativen Kraft, die in uns schlummert. Wenn eine Regierung eine Währung herausgeben kann, die auf dem produktiven Reichtum beruht, den sie treuhänderisch verwaltet, warum kann nicht auch eine private Instanz dasselbe tun?

Ich stelle diese Frage, weil manche Geldreformer denken, dass dies eine schlechte Idee sei. Sie haben ganze Wirtschaftstheorien rund um Gold- oder Fiatgeldsysteme konstruiert, die das Mindestreserve-Bankwesen und private Geldschöpfung von Kreditgeld verhindern würden. Ich werde auf diesen Punkt recht ausführlich eingehen, weil er eine wichtige Gedankenfolge in der Neuen Wirtschaftslehre darstellt. Kürzliche Vorschläge des Geldhistorikers Stephen Zarlenga fanden sogar Sympathisanten unter Vertretern von Randgruppen der amerikanischen Politlandschaft, besonders beim Kongressabgeordneten Ron Paul. Auch Anhänger der Bewegung für den Social Credit, Sympathisanten der Österreichischen Wirtschaftsschule und viele andere fordern die Abschaffung des Mindestreserve-Bankwesens. Ihre Argumentation schien mir auf den ersten Blick bestechend, und sie legen ein sehr gründliches Zeugnis darüber ab, welche desaströsen Auswirkungen das Schuldenwachstum im mittleren und späten 20. Jh. zeitigte, als das Geld vom Gold entkoppelt wurde. Ein Vollgeldsystem, so wird behauptet, würde verhindern, dass die Schulden die Geldmenge übersteigen. Aber wie kann dann die Vermögenskonzentration verhindert werden, solange es Zinsen gibt?

Abgesehen von den Adepten der Österreichischen Schule sprechen sich die meisten Befürworter von Vollgeld für eine Art ökonomischer Umverteilung oder Geldmengenausweitung aus, zum Beispiel soll staatliches Fiatgeld direkt in die Wirtschaft ausgegeben werden, damit Schuldner genug Geld abrufen können, um ihre Schulden zu tilgen und die Zinsen zu bedienen. Frederick Soddy, einer der ersten modernen Wirtschaftstheoretiker, die die Unmöglichkeit von unbegrenztem exponentiellem Wachstum erkannten und zwischen Geld und Reichtum unterschieden, schlug vor, dass Banken nur zu 100% gedecktes Geld verwenden dürften, wodurch sie vom Geschäft der Geldschöpfung ausgeschlossen werden. Aber er sah auch vor, dass die Regierung Geld in ausreichender Menge herausgibt, um eine Deflation zu verhindern. Irving Fisher, ein Begründer der Wirtschaftsmathematik und wohl der größte amerikanische Ökonom, veröffentlichte ein ähnliches Modell, das er “100-Prozent Geld” nannte. Major Douglas ging sogar noch weiter und plädierte für eine soziale Dividende, die an alle Bürger ausbezahlt werden sollte.

Ich habe einige Zeit gebraucht, um herauszufinden, ob ein Mindestreserve-Banksystem oder ein Vollgeldsystem mit der heiligen Ökonomie kompatibel ist. Nachdem ich mit den vertracktesten Finessen und Details der Sache gerungen und Publikationen bis zurück in die 1930er Jahre gelesen hatte, gab ich eines Tages auf und legte mich auf die Couch, wo mir, nicht überraschend und einigermaßen zu meinem Ärger dämmerte, dass die beiden Systeme gar nicht so fundamental verschieden sind, wie die meisten Menschen meinen. Die Verwirrung, die im Internet herrscht, kommt einerseits von einer vereinfachten und unrichtigen Sicht, wie das Mindestreserve-Bankwesen eigentlich funktioniert, und andererseits auf einer tieferen Ebene von einer künstlichen und unwichtigen Unterscheidung zwischen dem, was Konvention ist und dem, was wirklich ist. Im Anhang lege ich eine alternative Sichtweise dar.

Hier genügt es zu sagen, dass die Vorschläge in diesem Buch in jedes der beiden Systeme passen. Generell ist mir ein System sympathischer, das privaten Kredit ermöglicht, weil es erstens eine organische, interne Geldschöpfung unabhängig von einer zentralen Autorität erlaubt; weil es zweitens bestehende neue Formen der wirtschaftlichen Kooperation, wie kommerzielle Barter-Ringe und Mutual-Credit Systeme, leichter integrieren kann; zum dritten, weil es mehr Flexibilität bei der Geldvermittlung und der Kapitalbildung erlaubt; und viertens, weil es den Abrechnungsverkehr zwischen den Banken erleichtert. Darüber hinaus wurde manchen Weggefährten Irving Fischers in den 1930ern klar, dass die Entwicklung hin zu Mindestreserve-Einlagen in verdeckter Form nahezu unmöglich zu verhindern ist.7 Ich zeichne das im Anhang nach, man bedenke aber: Selbst wenn Sie einem Freund einen Schuldschein ausstellen, und der Freund ihn einem anderen Freund anstelle von Bargeld gibt, wird dadurch die Geldmenge erhöht.

Was auch immer die Vorzüge und Nachteile der privaten Geldschöpfung durch Kredit sein mögen, und ob nun die Regierung Fiatgeld ausgibt oder in Partnerschaft mit einer Zentralbank Kreditgeld schöpft, im Gegensatz zu heute wird ein weitaus größerer Anteil des Geldes von außerhalb des privaten Bankwesens stammen. Der Grund ist simpel: viele der natürlichen Commons, die heute als Grundlage für die private Kreditvergabe dienen, würden öffentlich werden. Zum Beispiel bekäme kein Unternehmen einen Kredit auf zukünftig zu erwartende Einnahmen, wenn diese darauf beruhen, dass ein Grundwasserspeicher ausgebeutet wird. Die künftigen Kosten für diese Ausbeutung würden internalisiert werden und der Öffentlichkeit über Zahlungen für das Nutzungsrecht zurückerstattet. Man könnte aber immer noch Gewinn machen, beispielsweise wenn jemand eine Idee hat, wie man die selbe Menge Wasser effizienter oder produktiver nutzen könnte. Das ist eine legitime Grundlage für die private Kreditschöpfung. Nicht legitim ist es, Geld zu schöpfen, indem man sich etwas nimmt, das eigentlich allen gehören sollte.

Aufgrund der heutigen Konzentration von Privateigentum an Commons sind auch die Gewinne allein aufgrund dieses Eigentums hochkonzentriert. Wenn Produzenten (und letztlich Konsumenten) die vollen Kosten für Rohstoffe und aufgewendete Energie und gerechte Pachtpreise für das Land und andere Commons zahlen, dann wird viel von dem Reichtum, der sich heute in den Händen weniger konzentriert, den Verwaltern der Commons zufließen. Die Situation wird mit jener in Venezuela oder Bolivien vergleichbar sein, wo die Ölfelder verstaatlicht wurden. Ausländische Unternehmen dürfen immer noch auf den Feldern arbeiten, aber sie können nur mit der Dienstleistung, der Ölförderung, Gewinn machen, nicht aber mit dem Besitz des Öls selbst. Dieser Gewinnanteil geht an den Staat. Was mit diesem Geld geschieht, entscheidet die Politik – es könnte an einen Klüngel korrupter Beamten fließen, es könnte für öffentliche Bauarbeiten ausgegeben werden oder direkt als eine Art Tantiemen an die Menschen ausbezahlt werden (wie in Alaska, wo jeder Einwohner eine jährliche Zahlung von mehreren tausend Dollars bekommt). Wenn man das über das Öl hinaus auf alle Commons ausdehnt, werden enorme Geldsummen für die verschiedenen politischen Ebenen, besonders auf lokaler und bioregionaler Ebene verfügbar und ersetzen die heutige Form der Besteuerung.

Eine weitere Konsequenz einer auf Commons basierenden Währung ist, dass wir sehr viel mehr für Dinge bezahlen würden, die heute billig sind, weil in ihrem Preis jene Kosten enthalten wären, die wir jetzt auf andere Menschen oder künftige Generationen abwälzen. Güter würden im Vergleich zu Dienstleistungen teurer. Das schüfe einen wirtschaftlichen Anreiz für Reparaturen, Mehrfachnutzung und Wiederverwertung. Vorbei wäre die Zeit der verdrehten Wirtschaftslogik, nach der ein neues TV Gerät billiger als die Reparatur des alten ist. Vorbei wäre der heutige finanzielle Anreiz für geplante Obsoleszenz. Ein neues Geschäftsmodell (das sich jetzt schon in manchen Branchen zeigt) könnte aufblühen: langlebige, leicht zu reparierende Geräte, die an die Konsumenten eher verliehen als verkauft werden.

Es ist erst zwei Generationen her, dass so einfache Haushaltsgeräte wie z.B. ein Toaster in die Reparaturwerkstatt getragen wurden. Sogar Schuhe und Kleider wurden ausgebessert. Solche Dienstleistungen sind nicht nur grundsätzlich lokal, wodurch sie helfen, die lokale Wirtschaft zu stärken, sie tragen auch zu einem achtsameren Umgang mit den materiellen Dingen, und im weiteren Sinn mit dem Stofflichen überhaupt, bei. Ein Leben voller Wegwerfzeug ist kein reiches Leben. Wie können wir eine heilige Ökonomie haben, wenn wir ihren Gegenstand (das, was die Menschen erzeugen und austauschen) nicht mit Achtung behandeln? Ein Geldsystem, das auf einer beschützenden und achtsamen Haltung gegenüber der Natur beruht, bewirkt auf individueller Ebene dieselbe Wertschätzung gegenüber den Dingen, die wir aus natürlichen Rohstoffen machen – ich finde das überzeugend und sehr beruhigend.

Auf kollektiver Ebene wird diese Achtung in einer ganz anderen Schwerpunktsetzung bei den Staatsausgaben äußern. Die enormen Ressourcen, die dadurch frei werden, dass die Commons für die Öffentlichkeit zurückgefordert werden, können dafür verwendet werden, die Schäden aus den vergangenen Jahrhunderten der Ausbeutung dieser Gemeingüter wiedergutzumachen. Ökologische Katastrophen werden unsere Aufmerksamkeit unerbittlich auf die dringende Notwendigkeit richten, die Wälder, Moore, Ozeane, die Atmosphäre und alle anderen Ökosysteme von den im Industriezeitalter verursachten Schäden zu kurieren. Die Dringlichkeit dieser Erfordernisse wird unsere Energien vom Konsum und von Kriegführen ablenken.

Krieg ist eine unvermeidbare Begleiterscheinung eines Wirtschaftssystems, das Wachstum verlangt. Wir müssen uns, um den Geldmoloch zu füttern, unablässig Zugriff auf neue Quellen sozialen und natürlichen Kapitals verschaffen, sei es durch Kolonialisierung oder Unterwerfung von Menschen. Auch Kriege steigern den Konsum und lindern dadurch die Überkapazitätskrise, die an früherer Stelle beschrieben wurde. Konkurrenz um Ressourcen und Märkte war also eine primäre Triebfeder für die Kriege des 20. Jahrhunderts, sowohl zwischen den Großmächten als auch gegen jeden, der sich der Kolonialisierung und dem Imperialismus widersetzte. Den Ressourcenverbrauch zu limitieren ist einer der Grundpfeiler für eine Gleichgewichts- oder Postwachstumsökonomie. So wird diese primäre Triebkraft für Krieg kurzgeschlossen und befreit enorme Ressourcen für ein neues Ziel, die Heilung des Planeten.

Das Geldsystem, das ich beschrieben habe, geht einen weiten Weg, um das jahrhundertealte Unrecht des Eigentums ebenso umzukehren wie jenes der Herrschaft der Wenigen über die Vielen und über die Zukunft – beides Folgen der Ausbeutung der Commons. Ein großes Stück fehlt allerdings noch: Wie in Kapitel 5 festgestellt, liegt dem Geld dasselbe Unrecht zugrunde wie dem Eigentum. Ich habe eine neue Geschichte vom Wert erzählt und beschrieben, wie sie auf das Geld übertragen werden kann. Aber bisher ließ ich unerwähnt, dass Geld unabhängig von der Geschichte vom Wert einen Wachstumszwang oder einen Zwang zur Vermögenskonzentration, oder beides ausübt. Ist es möglich, Geld als Gemeingut zu behandeln, genauso wie das Land oder die Atmosphäre? Ist es möglich, die Wirkungsweise von Zinsen umzukehren, die es wie immer bei der Ausbeutung der Commons den Besitzenden erlaubt, vom Eigentum zu profitieren? Diesem entscheidenden Thema werden wir uns als nächstes zuwenden.

1 Ich sollte hier einräumen, dass die reine marxistische Theorie das Staatseigentum nicht als letztes Stadium des Kommunismus betrachtet. Sie Nach ihr verkümmert der Staat mit der Zeit und die Vorstellung von Eigentum vermutlich mit ihm.

2 Die Tragik der Allmende ist eine pseudohistorische Geschichte, die das Problem mit den Trittbrettfahrern illustrieren sollte. Sie erzählt, dass der Dorfanger im gemeinschaftlichen Besitz kahlgeweidet worden sei, weil es für jeden einzelnen Dorfbewohner vorteilhaft war, so viele Schafe wie möglich grasen zu lassen. Dass jeder seinen persönlichen Vorteil verfolgte, führte schließlich zur Überweidung und zu Verlusten für alle.

3 Die Ungerechtigkeit und ökonomische Ineffizienz von wirtschaftlichen Renten wurden auch von klassischen Ökonomen erkannt und in den Schriften von Adam Smith, David Ricardo und John Stuart Mill kritisiert. Siehe: Michael Hudson, “Deficit Commission Follies.” Counterpunch, 6. Dezember 2010. www.counterpunch.org/hudson12062010.html.

4 Diese Unterscheidung ist eigentlich ein bisschen problematisch. Der Wert von Land kann nicht immer von jenem seiner Erschließung, der daran vorgenommenen “Verbesserungen”, getrennt werden. Zum einen kann der Einfluss durch Menschen das Land auf Dauer verändern und seinen “zugrundeliegenden” Wert verändern. Zum anderen kann die Erschließung dieses Land für andere Menschen attraktiv machen, was die Grundstückspreise allgemein anhebt, unabhängig von deren Erschließung. Also kann paradoxerweise die Erschließung von Land auch den Wert der nicht erschlossenen Grundstücke rundum erhöhen, was einen negativen Anreiz für deren Erschließung darstellt. Ich denke, dass diese Probleme, die in gewissem Grad auch auf andere Formen des natürlichen Kapitals zutreffen, lösbar sind, aber eine detaillierte Diskussion darüber sprengt den Rahmen dieses Buches.

5 Land könnte zum Beispiel schrittweise aus dem Privateigentum aufgekauft werden, indem eine dreiprozentige Grundwertsteuer eingeführt würde, die zu Beginn aus dem bestehenden Eigenkapital bezahlt wird, sodass Eigentümer erst 33 Jahre später beginnen müssten, die Steuer zu bezahlen.

6 lat.: locusheißt Ort, Stelle, Terrain, Anm.d.Ü.

7 1 934 schrieb der Ökonom Henry Simons an Fisher: „Spareinlagen, kurzfristiger Schatzwechsel und selbst Wertpapiere sind Sichteinlagen fast so nahe wie Sichteinlagen den Währungen, die als gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Die ganzen Probleme, die wir jetzt mit dem Geschäftsbankwesen verbinden, könnten leicht bei anderen Formen von finanziellen Vereinbarungen wieder auftreten. … Setzte man das Geschäft mit Sichteinlagen auf eine 100% Basis, wäre damit wenig gewonnen, wenn diese Änderung mit einer zunehmenden Bereitschaft und wachsenden Möglichkeiten für die Anlage liquider “Bargeld”-Reserven in Form von Termineinlagen einherginge. Die Tatsache, dass solche Einlagen nicht als Umlaufmedium dienen können, ist nicht entscheidend, weil sie ein effektives Ersatzmittel zum Zwecke von Bargeldverrechnung sind. Die Ausweitung von Termineinlagen setzt “gehortete” Zahlungsmittel frei und könnte genauso inflationär wirken wie die Ausweitung von Sichteinlagen, und ihre Kontraktion genauso deflationär wirken.” Zitiert in: William R. Allen: “Irving Fisher and the 100 Percent Reserve Proposal.” Journal of Law and Economics 36, no. 2 (1993): 703–17.

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